Zu den OrangeDays veranstaltete die Schule St. Gertrudis erstmals ein Empowerment-Frühstück, eine moderierte Talkrunde mit interessanten Frauen. Ziel der Veranstaltung war es, Frauen zusammenzubringen, zu inspirieren und zu stärken – also zu „empowern“. Jüngste in der Runde war Carina Krez, Sprecherin des Jugendrats Ellwangen und politisch engagiert. Aus dem Kreis der Schule stammte die ehemalige Schulleiterin Sr. Birgit Reutemann. Daneben nahmen die Bürgermeisterin und Kreisrätin Andrea Schnele sowie Richterin Dr. Kathrin Plänker auf dem Podium Platz. Die Moderation übernahmen die beiden Lehrkräfte Sandra Bäurle und Max Vogelmann.
Das zahlreich erschienene und in der Mehrzahl weibliche Publikum konnte daran teilhaben, dass Frau-Sein ganz verschiedene Facetten hat. Carina Krez erklärte, dass für sie eine starke Frau eine sei, die ihre Weiblichkeit nicht verliert. Jedoch sieht sie zum Beispiel auf Social Media die Gefahr, dass junge Frauen ein falsches Bild von Weiblichkeit erhalten. Beispielhaft nannte sie den aktuellen Trend der „Tradwives“, der das Bild der fleißigen, unterwürfigen Hausfrau der 1950er Jahre wiederaufleben lässt. Sie berichtete außerdem eindrücklich von Erfahrungen mit alltäglichem Sexismus: So sagten im Zuge ihres politischen Engagements ältere Männer zu ihr, dass „die junge hübsche Frau doch auch gern mit auf’s Foto“ dürfe.
Sr. Birgit berichtete von ihrem interessanten Lebensweg als Ordensschwester und wie sie sich dafür bewusst gegen ein Leben mit Mann und Kindern entschied. Sie erklärte, dass es ihr als Lehrerin und später Schulleiterin von jeher ein Anliegen war, den Schülerinnen etwas zuzutrauen, weil sie das Glück hatte, dies ebenfalls als Jugendliche erfahren zu haben. Das gab sie stets an ihre Kolleginnen und Kollegen weiter, denn sie ist sich bewusst, wie wichtig Lehrerinnen und Lehrer als Vorbilder für Jugendliche sind. Dies konnte Carina Krez, die 2024 an der Schule St. Gertrudis ihr Abitur abgelegt hat, bestätigen.
Andrea Schnele wollte schon immer Bürgermeisterin werden. 2015 konnte dieser Wunsch erfüllt werden, als sie zur Bürgermeisterin von Lauchheim gewählt wurde. Dabei berichtet sie, dass eine solche Tätigkeit als Mutter nur zu bewerkstelligen sei, wenn der Mann diese Entscheidung voll und ganz unterstützt. Beide sahen sich dem Vorurteil ausgesetzt, ihre drei Kinder könnten darunter leiden und sie betont, dass dies nicht der Fall war und ist. Ihr Appell an das Publikum lautete: Frauen sollen Frauen wählen, denn die Politik brauche Frauen, da diese andere Fähigkeiten und ein feineres Gespür haben. Beides habe eine oft von Männern dominierte Welt nötig. Zudem ermutigte sie dazu, dass sich Frauen noch stärker miteinander vernetzen sollten, denn „Frauen sind in der Regel die besseren Netzwerker“, so Andrea Schnele und sie verdeutlichte dies durch eigene Erfahrungen.
Dr. Kathrin Plänker weist neben ihrem Beruf als Richterin am Amtsgericht in Ellwangen ein weiträumiges ehrenamtliches Engagement auf. So ist sie beispielsweise im Club Soroptimist International Ellwangen sowie als Gesamtelternbeiratsvorsitzende in Ellwangen tätig. Bei ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten ist es ihr vor allem ein Anliegen, die Unabhängigkeit von Frauen zu fördern und damit Frauenrechte zu stärken. Anders als Andrea Schnele hat Kathrin Plänker beruflich pausiert, um ihre Kinder großzuzuziehen. Zum einen war das eine bewusste Entscheidung und zum anderen fehlte ihr vor Ort ein Umfeld mit Großeltern, die die Familie hätte unterstützen können. Auch wenn es bei ihr eine bewusste Entscheidung für die Familie und gegen eine Karriere war, ist es dennoch nicht leicht als Frau, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.
Dies wurde auch in einer anschließenden Austauschrunde von einer Zuschauerin aus dem Publikum geäußert. Zum einen werde Frauen gesagt, sie könnten alles schaffen, doch sobald Kinder da wären, gäbe es einen Cut und die Frau scheint vor allem in den ersten Jahren für sämtliche Belange des Kindes alleine verantwortlich zu sein. Dass dies tatsächlich nur durch eine intensive Kommunikation mit dem Partner verändert werden könne, führte eine weitere Zuschauerin aus. Definitiv gibt es hier noch Nachholbedarf.
Eines hatten alle vier Frauen gemeinsam: Ermutigende Worte für Mädchen und junge Frauen, an sich zu glauben, sich selbst etwas zuzutrauen, sich auf die eigene Stärke zu besinnen, den eigenen Weg zu gehen und sich, wenn nötig, auch Unterstützung zu holen. Und sie waren sich einig: Anpassung ist jedenfalls keine Lösung.