„Staubsaugen ist nicht notwendig!“ – diese Aussage überraschte die rund 120 Zuhörerinnen und Zuhörer, die einem packenden Bericht über die Antarktisüberwinterung von Benita Wagner, ehemalige Schülerin an St. Gertrudis, lauschten. In dieser eisigen Isolation hätten Pollen, Viren und Staub keine Chance, erklärt Wagner. „Man saugt eigentlich nur, weil man denkt, das gehört halt mal wieder gemacht. Wir waren auch nie krank, unser Immunsystem hatte nichts zu tun.“
Benita Wagner, 29, machte 2013 das Abitur an St. Gertrudis. Ihre Vorlieben für Geographie und auch Physik führte sie schließlich zum Studium der Geophysik in Freiberg. Direkt nach ihrem Studium bewarb sie sich dann am Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven für die ausgeschriebene Stelle der Antarktisüberwinterung an der Neumayer-Station III, Fachgebiet Geophysik, und bekam prompt die Zusage. Vier Monate wurde das Team in Bremerhaven auf alle Eventualitäten vorbereitet, wobei der fachliche Teil beinahe den kleinsten Raum einnahm. Wunden nähen, Krisenmanagement oder diverse Reparaturen mussten auch erlernt werden, da die insgesamt nur neun Teammitglieder 9 der 13 Monate in kompletter Isolation verbrachten, Hilfe von außen wäre in dieser Zeit nur über Videoanrufe möglich gewesen. „Bis auf eine Zahnprophylaxe hatten wir aber zum Glück keinen ernsten Notfall“, berichtet Wagner erleichtert.
Üblicherweise ist die Station in einem fünfstündigen Flug erreichbar. Corona geschuldet, kam die Gruppe jedoch erst nach einer zehntägigen Anreise, von Kapstadt aus, mit dem Forschungsschiff Polarstern an. „Die Leute denken immer, wir waren da direkt am Südpol. Das stimmt so gar nicht. Unsere Station stand noch 2000 km vom Südpol entfernt!“, erläutert sie auf einer Karte.
Im weiteren Vortrag stellt sie die Wichtigkeit der Antarktis heraus, die eine enorme Bedeutung für vielfältige Forschungsgebiete weltweit ausmacht. Wertvolle Daten werden unter anderem in den Bereichen Meteorologie, Geophysik, Luftchemie und Meereismessung erhoben und weitergeleitet. Deutlich kann man zum Beispiel den rasanten CO2-Anstieg der letzten Jahre in der Atmosphäre auf einem Schaubild ausmachen. Auch zu Kaiserpinguinen wird fleißig geforscht. „Da wir ja 13 Monate vor Ort waren, konnten wir einen kompletten Zyklus der Pinguine beobachten, von Paarung über Eiablage und Brut bis hin zum Schlüpfen und dem sogenannten Kindergarten der Babypinguine“, erzählt sie begeistert.
Doch neben all den vielfältigen Aufgaben für die Forschung, die schließlich bei jedem Wetter gemacht werden müssen, kam auch die Freizeit nicht zu kurz. Die Station ist unter anderem mit einem Fitnessraum und einer Bibliothek ausgestattet, aber auch eigene Aktivitäten wie „Deutsches Sportabzeichen“ oder die Teilnahme am „Antarktischen Kurzfilmfestival“ wurden mit viel Spaß durchgeführt. „Und manchmal geht man einfach auch nur raus aufs Eis und legt sich hin und genießt die Natur. Die ist bei Weitem nicht so glatt und weiß, wie man sich das vielleicht vorstellt“. Zahlreiche Fotos von stimmungsvollen Sonnenuntergängen, Polarlichtern oder riesigen tiefblau schimmernden Eisbergen untermauern die Aussagen. Nach dem kurzweiligen Vortrag stellte die interessierte Zuhörerschaft noch Fragen, die Benita Wagner sehr umfassend und kompetent beantwortet hat. Die Zuhörer waren sich einig: ein besonderer Abend zu einem ganz besonderen Thema, an dessen Ende noch das Buch „Polarschimmer“, das Wagners Teamleitung Aurelia Hölzer über ihr Antarktisjahr geschrieben hat, erworben werden konnte.
Die abendliche Veranstaltung ergänzte Benita Wagner am Vormittag, passend zum Girls’Day, zweimal für die Klassen 7-K2. Und auch bei diesen Vorträgen lauschten die Schülerinnen gebannt den Ausführungen. Auch hier blieb keine Frage unbeantwortet. Vielleicht wurde die ein oder andere Schülerin dadurch auch ermuntert, sich in ähnliche berufliche Perspektiven vorzuwagen.